Donnerstag, 19. Januar 2017

J.L. Carr - Ein Monat auf dem Land

"Als der Zug zum Stehen kam, stolperte ich die Stufen hinab, während ich meinen Seesack umständlich vor mir herbugsierte."




(c) Dumont


Verlag: Dumont - 158 Seiten - ISBN: 3832198350 - Veröffentlichung: 9. Dezember 2016 - Originaltitel: A month in the Country

Klappentext

Yorkshire im Sommer 1920: Der Restaurator Tom Birkin steigt im idyllischen Oxgodby aus dem Zug. Er hat im Ersten Weltkrieg gekämpft und ist nun damit beauftragt, ein mittelalterlisches Fresko in der Dorfkirche freizulegen. In der Ruhe der Landschaft hofft er Frieden zu finden.
Und tatsächlich: Je näher er dem Meisterwerk hinter dem Putz der Kirchenwände kommt, desto näher kommt er auch sich selbst. Und den Menschen in seiner Umgebung.

Meine Meinung

"Ein Monat auf dem Land" erschien bereits 1980 und ist im Dumont Verlag erstmals auf Deutsch erschienen. Der erste Gedanke, der mir bei dieser Tatsache durch den Kopf ging war "oh nein, nicht schon wieder so älteres Buch, das jetzt neu entdeckt wurde und nun unendlich gehypt wird wie "Stoner"", das mir ja bekanntermaßen nicht sonderlich gut gefallen hat.


"Eine Novelle - eine kleine Erzählung, zumeist über die Liebe"

Dr. Johnson's Dictionary


Aber von der ersten Seite an, konnte ich beruhigt durchatmen, denn die Geschichte hält, was das erste Zitat vor dem kurzen Vorwort verspricht: sie ist kurzweilig und eine Liebesgeschichte verbirgt sich natürlich auch in ihr. 

"Ein Monat auf dem Land" kommt leicht daher und der Erzählstil Carrs ist sehr einfach, sodass die Geschichte wie von selbst voranschreitet.
Es ist vor allem dieser schöne Schreibstil mit dem Carr die Entwicklung des Protagonisten, im Gleichschritt mit seiner Arbeit, binnen eines sommerlichen Monats wiederspiegelt, der dieses kleine Büchlein besonders macht und zeigt, dass gute Bücher nicht immer 300 Seiten haben oder dicke Schinken sein müssen.

Eine Gemeinsamkeit mit "Stoner" gibt es dann aber doch:
 genau wie bei "Stoner" muss ich mich, hier besonders am Ende, über das Verhalten des Protagonisten wundern bzw. ärgern.
Vor 100 Jahren, das Buch spielt 1920, war das soziale Leben geprägt von verpassten Möglichkeiten - der Etikette und Konventionen geschuldet. Keine Epoche für mich.

Fazit

"Ein Monat auf dem Land" ist ein schönes Buch für zwischendurch - fesselnd, keine schwere Kost. Schade, dass J.L. Carr nicht früher in Deutschland erschienen ist, er starb 1994 an Leukämie.



Ach ja, das Buch wurde 1987 mit Colin Firth verfilmt.


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