Mittwoch, 14. Dezember 2016

Lauren Beukes - Broken Monsters

"Die Leiche."

(c) Rowohlt

Verlag: Rowohlt - 537 Seiten - ISBN: 3499259745 - Veröffentlichung: 2014 - Originaltitel: Broken Monsters

Klappentext

Detroit - Symbol für den Tod des American Dream. Zwischen Industrieruinen und Kunstprojekten geschieht Grässliches. Menschen werden ermordet und zu "Kunstwerken" arrangiert: ein Junge mit menschlichem Oberkörper und den Beinen eines Rehs. Eine Keramikkünstlerin als grausige Tonskulptur.
Detective Gabriella Versado hat schon vieles gesehen, doch so etwas noch nie. Sie ahnt nicht, dass sie es mit einem Monster zu tun hat - mit jemandem, der von dem brutalen Traum besessen ist, die Welt nach seiner Vision neu zu erschaffen. Und der vor nichts zurückschreckt, um diesen Traum wahr werden zu lassen.

Meine Meinung

Es gibt kaum eine westliche Großstadt, die so für den finanziellen Niedergang steht, wie Detroit. Detroit, einst "Motor City" und florierendes Zentrum der Autoindustrie, jetzt vor allem bekannt für Bevölkerungsschwund, hohe Arbeitslosigkeit, Kriminalität (sowie Mordrate), Armut, Eminem und die 8 Mile Road.
Heute ist Detroit insolvent.
Leerstehende Fabriken und Häuse gehören zum Stadtbild. Und genau hier spielt "Broken Monsters". Lauren Beukes hätte sich keinen besseren Schauplatz für ihre Geschichte aussuchen können.


"Die originellen Geschichten sind alle geschrieben, jetzt bleibt nur noch Katzengold. Oder auch Detroit Diamonds, um eine lokale Metapher zu verwenden. So nennen die Einheimischen die blauen Glasscherben eingeschlagener Autofenster."

Das erste Kapitel ist überragend. 
Es gibt euch einen perfekten Einblick, womit ihr es in dem Buch zu tun bekommt. Der Schreibstil, der schwarze Humor und ein Hauch der Brutalität, mit der wir noch rechnen können. Sehr lesenswert. Wobei Beukes darauf verzichtet, die Tatvorgänge oder das "Handwerk" des Mörders detailliert zu beschreiben. Uns serviert sie nur die Ergebnisse, die fertigen "Kunstwerke". Das genügt auch vollkommen. Denn in "Broken Monsters" soll es nicht nur um die grauenvollen Morde und verstümmelten Leichen gehen, sondern es erzählt in den einzelnen Erzählsträngen noch weitere Geschichten. 
Da wäre zum einen immer wieder ein Städteportait des völlig heruntergekommenen (der Duden hätte mir hier auch das Wort "abgefuckt" erlaubt) Detroits, das wir unter anderem durch den Blogger Jonno kennenlernen. Er sucht nach einem Neuanfang und führt uns durch die Stadt. Er wird DER Berichterstatter, als die ersten Opfer gefunden werden. Zugegebenermaßen musste es ja auch so kommen, aber das macht nichts. Einen anderen Blick auf Detroit und seine Ruinen gewährt uns außerdem noch ein obdachloser Plünderer.
Neben Morden und dem Elendsbild der Stadt Detroit wird noch ein anderes "modernes" Problem thematisiert, nämlich Social Media bzw. das hiermit in Verbindung stehende Onlinemobbing. Alles natürlich nur so nebenher, aber sehr gelungen. 
Mich hat das Buch mit jedem seiner Erzählstränge sehr gefesselt und "Broken Monsters" hätte auf jeden Fall 5 Eselsohren verdient, wäre da nicht das Ende bzw. die letzten 50 Seiten. 50 Seiten sind zwar nur 1/10 der Story, aber warum musste dieses Zehntel ausgerechnet das Ende sein?? Hätte dieser Abschnitt irgendwo in der Mitte gestanden, wäre es vermutlich gar kein Problem gewesen.
Das Ende ist mir zu bizarr, übersinnlich und abgedreht. Ich möchte ungern sagen, dass das Ende mir das ganze Buch versaut, aber es hinterlässt auf jeden Fall einen unbefriedigenden Beigeschmack. Schade. Wie kommt man auf solche Ideen?? Die ganze Geschichte ist komplett realistisch, wenn man mal von den wahnsinnigen Taten des Mörders absieht, und dann dieses Ende.
Dass ausgerechnet Stephen King auf dem Buchrücken zitiert wird, hätte mich warnen müssen. 




Lauren Beukes Homepage

@laurenbeukes

Um einen besseren Einblick in das heruntergekommene Detroit zu bekommen, sucht im Internet einfach nach Bildern, fernab der wenigen Sehenswürdigkeiten. 

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