Mittwoch, 29. Januar 2014

Vakuum  

"Die Sirene heulte los. Kora war noch nicht fertig. Nur noch fünf Bahnen. Höchsten sechs. Sie stand auf der Leiter, die Arme hoch über dem Kopf, die Malerrolle in den Händen. Sie hasste die Sirene, obwohl ihr Signal die Pausen ankündigte."

Verlag: Bloomoon - 366 Seiten - ISBN: 384580307X - Veröffentlichung: 10. September 2012 

Klappentext

Tamara ist auf dem Weg nach Mannheim. Sie ist nur kurz weggenickt und als sie die Augen wieder öffnet, steht der Zug und die Passagiere sind weg.
Kora findet sich beim Hofgang plötzlich allein im Gefängnis wieder. Keine Gefangene ist mehr da, die Tore sind verschlossen.
Leons Freunde sind beim Campen auf einer Insel auf einmal wie vom Erdboden verschluckt. Als er 110 wählt, nimmt niemand ab. 
Tamara. Kora. Leon. Alissa. Hannes. Sie alle erleben am 17. August um 15.07 Uhr dieselbe Situation: Die Zeit bleibt stehen und plötzlich sind sämtliche Menschen verschwunden. 
In diesem beängstigendem Vakuum beginnt ein gefährlicher Nebel Jagd auf die fünf Jugendlichen zu machen...

Meine Meinung

So, heute zur Abwechslung mal ein Jugendbuch. Das soll jetzt nicht bedeuten, dass ich Jugendbücher blöd finde, ganz im Gegenteil (hallo, "Das Schicksal ist ein mieser Verräter"!!) Aber grundsätzlich lese ich einfach seltener welche. Also bitte nicht falsch verstehen. 

Freitag, 24. Januar 2014

Osama  

"Das Hilltop-Hotel steht in der Ngiriama Road mitten in Nairobi. Draußen auf der belebten Straße gibt es Schuhputzer, Stände mit Rubbellosen, Taxifahrer, verstaubte Läden, in denen Schreibwaren, Reis, Gewürze aus Sansibar, Konservendosen und frische Tomaten verkauft werden: ein Stück die Straße runter ist ein indisches Restaurant."

Verlag: Rogner & Bernhard - 302 Seiten - ISBN: 3954030144 - Veröffentlichung: 2013 - Originaltitel: Osama

Klappentext

In einer Welt, in der Terrorismus nur in der Fantasie existiert, sucht ein Mann nach dem Schöpfer von Osama bin Laden.

Meine Meinung

Das Buch spielt in einer Welt, in der 9/11 und sämtliche Terroranschläge nicht stattgefunden haben. Es gibt keinen Terror. Es gibt keinen Osama bin Laden. Jedenfalls nicht real, sondern nur als Romanfigur. Als Superbösewicht, der scheinbar für alle Terroranschläge auf Erden verantwortlich ist. Das personifizierte Böse. Niemand kommt ihm auf die Spur und könnte ihn stoppen. 

Freitag, 10. Januar 2014

Die Bestien von Belfast  

"Die zierliche Frau lag ausgestreckt, leblos und unbemerkt im üppigen Gras. Obwohl sie kaum noch atmete, versuchte sie, die Augen zu öffnen, doch die blutverkrusteten Lider gehorchten ihr nicht."

Verlag: Atrium - 286 Seiten - ISBN: 3855355105 - Veröffentlichung: 2013 - Originaltitel: Bloodstorm - 1. Teil der Karl-Kane-Reihe

Klappentext

Belfast. Ein Toter liegt im Stadtpark. Karl Kane, Privatdetektiv, soll herausfinden, wer der Mann war und warum er sterben musste.
Kane ermittelt, doch das Morden geht weiter. Bald weiß Kane, dass er niemanden mehr trauen kann. Dann holt ihn die eigene Vergangenheit ein, und es wird kalt in Belfast - sehr kalt.

Meine Meinung

Diesmal möchte ich zuallererst mal auf den Autor des Buchs eingehen. Auf dem Schutzumschlag stehen zwar ein paar Zeilen zu der kriminellen Vergangenheit, aber glauben konnte ich sie nicht. Das soll jetzt alles andere als Lobhudelei sein, aber eine klassische "Schriftstellerkarriere" hat Sam Millar nicht hinter sich.
Geboren in Belfast, schloss er sich der IRA an, verbüßte Haftstrafen (u.a. im Hochsicherheitsgefängnis "Long Kesh"). 1993 war er am fünftgrößten Bankraub der US-Geschichte beteiligt (Beute: ca. 7,2 Millionen ) und wurde knapp 1,5 Jahre später geschnappt. Nach seiner erneuten 5 jährigen Haftstrafe wurde er Schriftsteller. Die Filmrechte an seiner Biografie hat Warner Bros. gekauft.

Was für ein Buch liefert jemand mit solcher Vergangenheit nun ab? Das Buch hat mir gut gefallen. Ich hätte es in einem Rutsch lesen können, wären mir nicht zwischendurch die Augen nach noch so langen Kämpfen zugefallen. Wenn ich Samstag Vormittag angefangen hätte zu lesen, hätte ich es vermutlich spätestens Sonntag Abend beendet.
Es geht wirklich Schlag auf Schlag, der Begriff "Page-Turner" passt hier sehr gut. Es wird keine Zeit mit unnützen Dingen verplempert. 
Der Sprach- bzw. Schreibstil passt an dieser Stelle ebenfalls sehr gut: er ist rau, teils umgangssprachlich und schert sich nicht darum, ob noch jemand eine Blümchenbeschreibung der Wiese möchte, auf der zu Beginn die Leiche gefunden wird.
Grade der Prolog war brutal und hart. Mich würde interessieren, was eine Frau empfindet, wenn Sie solche Abscheulichkeiten liest. Hier wird zwar nicht, wie in manch anderem Buch bis ins letzte Detail beschrieben, was mit dem Opfer passiert, aber die bloße Vorstellung hat mir schon gereicht. 
Die Geschichte schreitet also in all ihrer Geschwindigkeit voran und setzt sich wie ein Puzzle, Teilchen für Teilchen, zusammen. 
Gott sei Dank hält das Buch sein Tempo bis zum Ende hoch; es geht Schlag auf Schlag und hält die ein oder andere Überraschung bereit. 

Fazit

Mir hat das Buch gut gefallen. Für Zwischendurch ist es durch das Tempo und seine Kurzweiligkeit perfekt. Nichtsdestotrotz ist der Plot gut konstruiert. 
Was mir besonders gut gefallen hat, ist die Figur des Karl Kane. Obwohl er nicht sonderlich detailliert beschrieben wird, entstand in meinem Kopf sofort das Bild eines klassischen Privatdetektiv. Wobei vielleicht eher klischeehafter Privatdetektiv passt.
Außerdem musste ich über die zugegebenermaßen, flachen Wortspiele und Witze Kanes' schmunzeln. 
Den zweiten Teil der Reihe werde ich auf jeden Fall lesen.






Besten Dank an Atrium

Der dritte Teil der Karl-Kane-Reihe erscheint im Februar

Sonntag, 5. Januar 2014

Honig  

"Ich heiße Serena Frome (reimt sich auf Ruhm), und vor knapp vierzig Jahren wurde ich vom britischen Nachrichtendienst auf eine geheime Mission geschickt."

Verlag: Diogenes - 459 Seiten - ISBN: 3257068743 - Veröffentlichung: 26. September 2013 - Originaltitel: Sweet Tooth

Klappentext

Serena Frome ist schön, klug und schließt gerade ihr Mathematik-Studium in Cambridge ab - eine ideale Rekrutin für den MI5, den britischen Inlandsgeheimdienst. Man schreibt das Jahr 1972. Der Kalte Krieg ist noch lange nicht vorbei, und auch die Sphäre der Kultur ist ein umgekämpftes Schlachtfeld: Der MI5 will Schriftsteller und Intellektuelle fördern, deren politische Haltung der Staatsmacht genehm ist. Die Operation trägt den Codenamen "Honig". Serena, eine leidenschaftliche Leserin, ist die perfekte Besetzung, um den literarischen Zirkel eines aufstrebenden jungen Autors zu infiltrieren. Zunächst liebt sie seine Erzählungen. Dann beginnt sie, den Mann zu lieben. Wie lange kann sie die Fiktion ihrer falschen Identität aufrecht erhalten? Und nicht nur Serena lügt wie gedruckt.

Meine Meinung

Mir gefällt die Erzählform von "Honig" sehr gut: einsträngig, in der Ich-Perspektive, wie eine Biografie. Eine schöne Abwechslung. 
Schon nach den ersten Seiten wird die Hauptfigur mehrfach von ihrem näheren Umfeld hintergangen, was mich zu einer permanenten Hinterfragung aller weiteren Figuren führte und eine Art "wer-ist-hier-der-Sowjet-Spion"-Stimmung heraufbeschwor. Ich war also ständig auf der Hut. Wem kann Serena trauen?
Auf den letzten 50 Seiten wird die Antwort geliefert und das auf äußerst geniale Weise.
Der einzige negative Aspekt ist, dass das Buch an manchen Stellen ein bisschen zu langatmig ist. Da kamen mir die Kurzgeschichten des interessanten MI5 Schriftstellers sehr gelegen, denn sie sind sehr unterhaltsam, witzig und voller kreativer Ideen. Das Verankern solcher Geschichten in der Geschichte finde ich darüber hinaus auch innovativ. 

Fazit

"Aaaaaaahhhh...!!!" Etwas vergleichbares muss ich gegen Ende des Buches mehrfach von mir gegeben haben. Unfassbar. Genial! Alles macht Sinn! Was Ian McEwan hier ausgetüftelt hat, hat mich sehr beeindruckt. Eigentlich müsste ich das Buch jetzt direkt nochmal lesen. Und ich bin mir sicher, jedes Mal würde ich neue Details entdecken und Lösungen für bisher Ungeklärtes. Die Geschichte ist so raffiniert. So ausgeklügelt. So etwas schreibt man nicht einfach in ein paar Tagen runter. (Hoffentlich!)
Aufgrund der Tatsache, dass es hin und wieder ein paar Längen gibt:



Besten Dank an Diogenes


Donnerstag, 2. Januar 2014

Steve Hamilton - Der Mann aus dem Safe

"Sie erinnern sich vielleicht an mich."

Verlag: Droemer - 460 Seiten - ISBN: 3426226219 - Veröffentlichung: 2. November 2012 - Originaltitel: The Lock Artist

Klappentext

Als sein Vater Amok läuft, versteckt sich der achtjährige Michael in einem Tresor, der beinah zum tödlichen Gefängnis wird. Nur durch ein Wunder kommt Michael mit dem Leben davon, seither ist er verstummt. Doch ein Talent bleibt ihm: Er ist ein Genie beim Knacken von Safes. Bald schon werden die falschen Leute auf seine Begabung aufmerksam...

Meine Meinung

Wer schon einmal einen Film gesehen hat, in dem es um kriminelle Banden geht oder Bankräuber oder so etwas, z.B. die Oceans Reihe, der weiß, dass es immer einen Typen in jeder Bande gibt, der weiß, wie man mit viel Feingefühl in den Fingern und Einfühlvermögen einen Tresor öffnen kann. Ohne viel Dynamit und ohne, dass der Tresor einen Schaden nimmt. Der "Schrankmann" regelt das ohne Krach und Rauch.
In "Der Mann aus dem Safe" geht es um so einen Schrankmann. Aber Michael, unser Schrankmann, ist nicht der klassische Verbrecher / Einbrecher, sondern er hat mehr durch Zufall gemerkt, dass er ein Talent im Öffnen von Schlössern jeder Art hat. Und er verliert nie ein Wort darüber. Das liegt allerdings an einem traumatischen Erlebnis aus seiner Kindheit (siehe Klappentext, oder eher: siehe nicht Klappentext).
Sein Verstummen, ob selbstgewählt oder Folge des Traumas, macht ihn in der Schule natürlich zu einem totalen Außenseiter, der folglich isoliert und mit wenigen Freunden aufwächst. Durch einen Zufall lernt er Amelia kennen und es entwickelt sich eine dramatische Liebesgeschichte, in der die beiden eine außergewöhnliche Möglichkeit finden, miteinander zu kommunizieren. Als wäre das nicht schon genug, rutscht Michael in den kriminellen Sumpf, aus dem es kein Entrinnen zu geben scheint.
Besonders die Liebesgeschichte und die Zerrissenheit und der innere Druck, den Hamilton beschreibt, haben mich an das Buch gefesselt.
Geschichten mit Außenseitern als Hauptprotagonisten gefallen wahrscheinlich den meisten Leuten. So erging es mir mit "Der Mann aus dem Safe" auch. Es ist aber eine Außenseitergeschichte, wie ich sie noch nie gelesen habe. Ein krimineller Außenseiter mit einem besonderen Talent gepaart mit einer berührenden Liebesgeschichte, die, zugegeben ein Stück weit kitschig ist, aber nicht so kitschig, dass es mich stören würde. Das Buch ist von Anfang an spannend und hat mich nicht losgelassen. Brutale, kaltblütige Szenen aus dem Alltag der Mafia folgen den ruhigeren Passagen. Dazu ein Finish, wie aus dem Lehrbuch. Ich habe zu keinem Moment einen Gedanken daran verschwendet, das Buch auch nur für eine Sekunde aus der Hand zu legen. Erst wenn meine Augen zu gefallen sind.
Dazu kommt das interessante "Handwerk" der Schrankmänner: Steve Hamilton gibt dem Leser einen detailierten Eindruck in das Handwerk, aber laut Nachwort nicht soweit, dass das Buch als Gebrauchsanweisung dienen könnte.

"Der Mann aus dem Safe hat sowohl den "Edgar Allan Poe Award", den "Ian Fleming Steel Dagger" und den "Barry Award" gewonnen.

Fazit

Was für ein tolles Buch. Für Freunde von Crimeliteratur der besonderen Art auf jeden Fall ein Lesetipp!! Für Freunde von Liebesgeschichten ebenso. Für alle anderen auch!!